Dubai Reiseziele

Von Dubai in die Wüste – die „Heritage Dinner Safari“

12. März 2017

Das Abenteuer begann mit einem holprigen Start – mir einer Stornierung. Als Abschluss unserer Dubai-Reise wollte ich gern – nach all dem Stadtlärm – einen Ausflug in die Wüste unternehmen, um die erlebnisreichen Tage in Dubai entspannt ausklingen zu lassen. Eine Wüstensafari sollte es sein, mit Beduinencamp und Abendessen. So lautete der Plan…

Nun gibt es in Dubai Hunderte von Möglichkeiten, Wüstensafari-Trips zu buchen, je nach Geschmack und Preisklasse. Ich ließ mich von dem großen Angebot erstmal verführen und entschied mich bei meiner Buchung, die ich bereits von Deutschland aus durchführte, spontan für eine der preiswerten Touren im schnellen Jeep, mit „Action“ über die Dünen und hinein ins „authentische Beduinencamp“, „traditionelles“ Abendessen und Falkenshow inklusive. Gesagt, gebucht. Bald darauf schlich sich bei mir jedoch ein seltsames Gefühl ein, und die vielen Bewertungen dieser „Massen-Safaris“ ließen mich zweifeln…

Will ich wirklich in ein Camp mit hunderten anderen Touristen?

Will ich wirklich in ein „Camp“ mit hunderten anderen Touristen? Will ich wirklich im Affenzahn über die Dünenkämme brausen, anstatt Tiere und Natur zu beobachten? Action hatten wir in Dubai genug, jetzt war eigentlich Ruhe angesagt… Und wollte ich wirklich mit Busladungen anderer Touristen die abendliche Wüstenatmosphäre erleben? Nein, das wollte ich nicht! Also suchte und fand ich ein Angebot, das zwar erheblich teurer war als all die anderen Wüstenausflüge, aber dafür das zu bieten schien, was wir tatsächlich wollten – eine ruhige, exklusive kleine Fahrt in die abendliche Wüste, mit genug Zeit, wenig Mitreisenden und mit ausgewähltem, überschaubarem Programm ohne Hektik, Lärm und Zwang. Von dieser Tour werde ich hier berichten.

Kleiner und exklusiver sollte es sein – Tiere und Natur statt Massentourismus und Dünenrennen

Nachdem ich die andere Tour also storniert hatte, buchte ich die „Heritage Dinner Safari“ über GetyourGuide. Preislich mit ca. 130,-€/Person etwa viermal soviel wie die „Massensafaris“, aber jeden Cent wert, wie wir am Ende des Abends feststellen sollten. Die Organisation war spitze: Nach mehreren Bestätigungsmails -und SMS mit der genauen Abholzeit am Hotel bis zu Tipps zur benötigten Kleidung klappte alles bestens. Der Fahrer war überpünktlich und holte außer uns noch ein anderes Paar in deren Hotel ab. Im großen Landrover ging es dann Richtung Wüste.

Zufälliger Zwischenstopp – ein Kamelrennen

Auf der Fahrt erklärte unser Fahrer uns einiges zu Dubai und hielt dann überraschend an einer Kamelrennbahn an, in der zufällig gerade in Rennen lief. Wir hechteten aus dem Wagen und konnten die Kamele noch auf den letzten Metern ins Ziel anschauen. Wir wir erfuhren, sind dies stets Kamelstuten, da diese kleiner, leichter und damit schneller sind als die Hengste. Und sie werden von Robotern geritten! Ich hielt dies zunächst für einen Scherz – aber es stimmt!

Die kleinen puppenartigen Roboter sitzen hinter dem Höcker und werden ferngesteuert, d.h. die befestigte Peitsche im „Arm“ des Roboters sowie das Mikrofon zum „Anfeuern“ werden vom Kamelbesitzer nach Bedarf gesteuert. Das gibt es wohl nur in Dubai, wir mussten hier wirklich herzhaft lachen! So ein Rennkamel kann übrigens mehrere Millionen kosten… Und natürlich gibt es in Dubai auch eine private Kamel- und Pferdeklinik von höchstem technischen Standard… Das versteht sich ja dann von selbst 🙂

Im Jeep der 50er Jahre in die Wüste

Nach diesem kurzes Intermezzo ging´s weiter zum Treffpunkt, der sich etwa eine Stunde von Dubai entfernt am Rande eines privaten Wüstenreservoirs befand, das dem Scheich gehört. Hier erblickten wir die anderen Gäste und die versprochenen alten Fahrzeuge – wunderschöne alte 50er Jahre-Jeeps in allen Farben, mit offenem Verdeck und richtig nostalgisch…

Jedem Auto-Fan würde hier das Herz höher schlagen! Nach einer kurzen Einweisung wurden uns Kopftücher umgewickelt (die Männer rot-weiß, die Frauen schwarz), die gegen Staub und Sand helfen sollten.  Und das taten sie auch! Nicht nur ich zog mein Tuch auch über Mund und Nase… Und los ging´s! Angeschnallt saßen wir zu acht auf den beiden Rückbänken und fuhren in die Wüste hinein, auf einer unbefestigten Sandpiste, immer mit gebührend Abstand zum Vorder- und Hintermann wegen des Staubs.

Gazellen, Antilopen und mächtig Seegang im Fahrzeug

Und schon bald – Vollbremsung! Die ersten Gazellen! Alle zückten ihre Fotoapparate und waren begeistert. Bald schon sahen wir weitere Gazellen und schließlich auch eine Oryx-Antilope. Die war so groß wie eine Kuh und versetzte uns damit in Erstaunen. Unser Fahrer erklärte einiges zu Flora und Faune der Wüste und nach etwa einer halben Stunde hielten wir zu einem Zwischenstop an einer großen Sanddüne an, um ein paar Fotos ohne Fahrtgeruckel schießen zu können (während der Fahrt wurde das nichts, es schwankte zu sehr…). Herrlich, diese Aussicht, und die Ruhe! Die Sonne senkte sich langsam Richtung Horizont und die Schatten auf den Sanddünen wurden länger und markanter. Das waren ganz wunderbare Eindrücke, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben sollten…

Nach der ausgiebigen Foto-Pause fuhren wir weiter, teilweise mit lautem Gequietsche der Damen, da es doch ganz schon rauf und runter ging und man leicht aus dem Sitz katapultiert wurde. Wir lachten viel und kamen bald auch mit den anderen ins Gespräch. Die Gruppe war klein, es waren nicht mehr als 8 Fahrzeuge (im Vergleich zu den anderen Touren: Dort treffen sich bis zu 500 Menschen in einem Camp!).

„Apollo“ am Start – ein Falke auf der Jagd

Bald schon erreichten wir den Treffpunkt für die angekündigte Falkenshow. Wir wurden mit einem Sundowner begrüßt (alkoholfreier Sekt – wir waren ja schließlich in Dubai) und durften in der ersten Reiher der im Halbkreis arrangierten Sitzkissen Platz nehmen. Schon traf der Falkner mit seinem „Apollo“ ein, ein junger Falke in der Ausbildung. Wir erfuhren viel über die traditionsreiche Falkenjagd und waren vor allem davon beeindruckt, dass die Falken des Scheichs niemals Economy-Class, sondern ausschließlich Business oder First fliegen, wenn sie transportiert werden! Und jeder Falke hat ein eigenes Visum! Wahnsinn…

Während der Flugschau, bei der Apollo seine Beute im Flug aus dem Händen seines Trainers griff, ging die Sonne unter, und am Horizont zog eine Kamelkarawane vorbei – sehr malerisch und wunderschön!

Wer sich traute, durfte Apollo anschließend samt Handschuh auf den Arm nehmen und vorsichtig streicheln. Das Tier war dies offenbar gewohnt, und sein Trainer achtete auch sehr darauf, dass es Apollo nicht zu viel wurde. Mir gefiel das alles gut – es war keine langatmige Vorstellung, sondern ein kurzer Einblick in die Arbeit eines Jagdfalken.

Der Motor streikt – weiter ging´s zu Fuß…

Nun ging´s  auf zur letzten Etappe, bei der unser Jeep fast schlapp machte… Hier sah man, dass das alles eben echte alte Autos sind, die auch mal versagen können… Unter Gelächter, mehreren Startversuchen und viel gutem Willen erreichten wir das romantisch beleuchtetet Camp jedoch NICHT 🙂 Hundert Meter davor streikte der Motor und wir mussten den Rest laufen – halb so wild!

Romantik pur im Beduinencamp – nur ohne Sterne

Das Beduinencamp konnte man nun tatsächlich als ein solches bezeichnen. Es war klein, sehr schön beleuchtet mit Fackeln, ausgestattet mit dicken Teppichen und Shishas in der Mitte, ringsherum gab es Zelte mit Bänken, Lagerfeuer, eine kleine Bühne und die Kochstationen. Erwähnenswert finde ich außerdem die sehr (!)sauberen Toilettenanlagen. Das Essen wurde traditionell im Erdofen gekocht, es gab Lamm, Huhn und Kamel. Dazu verschiedene Reissorten, Beilagen, alkoholfreie Getränke und Tee, Kamelmilch etc. Sehr lecker war auch die Linsensuppe vorab und das arabisch Brot. Wir konnten uns richtig satt essen und es war ausgesprochen lecker! Dazu wurde jede Speise vorab erläutert und die Zubereitung erklärt. Da die Gruppe insgesamt sehr klein war, musste niemand lange anstehen und es war ausreichend Essen da.

Besonders schön fand ich hier, dass wir mit fast drei Stunden Aufenthalt ausreichend Zeit im Camp hatten. Man konnte in Ruhe essen, trinken, sich ein Henna-Tattoo malen lassen, eine Runde auf dem Kamel reiten oder einfach nur dasitzen und eine Shisha rauchen. Alles war im Preis inklusive.

Als es dunkel wurde, löschte man für 10 Minuten alle Fackeln, um den Sternenhimmel über der Wüste zu sehen. Was für eine schöne Idee, dachte ich, bevor ich IHN sah: den Vollmond!!! Er war viel zu hell – man sah überhaupt keinen Stern! Tja, man kann halt nicht alles haben… Dennoch genossen wir diesen ruhigen Abend sehr und nutzten ihn für uns als besinnlichen Ausklang unseres Dubai-Trips. Jede Minute dieser Safari war es wert, und ich bereue nicht, dafür etwas mehr bezahlt zu haben – die Eindrücke bleiben unvergesslich!

Gegen 22 Uhr ging es dann zurück zum Treffpunkt (unser Jeep hielt diesmal durch) und dann zurück ins Hotel. Es war ein schöner Nachmittag und Abend in der Wüste – für uns ein „krönender Abschluss“!

Tipps:

  • warme Kleidung einpacken (abends wird es schnell sehr frisch) und Sonnenbrille nicht vergessen
  • Wasser wird gestellt, muss man nicht mitnehmen
  • eine Kamera mit schnellem Auslöser lohnt sich für die Tierfotografien
  • beste Reisezeit: Winter (Wir waren Anfang Februar – perfekt! Warm und sonnig, aber noch nicht heiß)
  • wem leicht übel wird beim Autofahren, besser vorher Reisetabletten nehmen
  • Dauer: ca. 6-7 Stunden
  • Preis: 545 AED (ca. 130,-€) p.P. inkl, Transfer, Fahrt im offenen alten Landrover, Tierbeobachtung, Falkenshow, 3-Gänge-Dinner im Beduinencamp, Kamelreiten, Henna-Tattoo, Shisha-Rauchen, Essen und Trinken unbegrenzt)

Probiert es aus! Viel Vergnügen!

Herzliche Weltenbummelgrüße von Karo

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1 Kommentar

  • Reply Dubai Erfahrungen 19. November 2017 at 10:29 am

    Hallo Karo,

    wow, bin absolut begeistert. Aus Kostengründen habe ich leider die Massensafari gebucht. Den ersten Teil (Dünenreiten) fand ich klasse. Alles andere danach war reiner Massentourismus mit 0815 Buffet, 1 Minuten Kamelreiten á la „Programmbeschreibung erfüllt, fertig“. Da fuhren hunderte dieser Jeeps hin, die ganze Autobahn in der Wüste war voll damit.
    Dass ihr sogar Onyx-Antilopen gesehen habt, finde ich klasse. Wir haben nur aus der Ferne ein paar Kamele erahnen können. Würde im nachhinein wohl auch etwas exklusiveres bzw. individuelleres buchen. Aber für nen Stopover ist Dubai ja immer gut! 🙂

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