Mit Marrakesch ist das so eine Sache. Viele Nächte mit intensiven Träumen habe ich gebraucht, um die zahlreichen Eindrücke dieser faszinierenden Stadt zu verarbeiten. Lärm und Stille, Trubel und Ruhe, Paradiesgärten und Souks, Eselskarren, Garküchen, Kobras und Affen – ausreichend Märchenstoff für 1001 Nacht. Dennoch, Marrakesch fasziniert wegen seiner Gegensätze – und wegen der traumhaften Riads, von denen ich hier eines weiterempfehlen möchte.
Ein Riad ist ein alter marokkanischer Stadtpalast, in dem sich ein meist wunderschöner Innenhof befindet. Für unsere Kurzreise kam nur die Übernachtung in einem der tausend Riads in Frage, um das authentische Marrakesch-Gefühl zu bekommen. Und wir wurden nicht enttäuscht im „Riad Amina“ in der Medina, der trubeligen Altstadt Marrakeschs.
Lost in Marrakesch
Wir wurden vom Flughafen abgeholt, das Taxi hielt irgendwann an einer Straßenecke und wir mussten noch ein Stück in die engen verwinkelten Gassen laufen, bis wir vor einer unscheinbaren niedrigen Tür standen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Orientierung bereits komplett verloren und mit leichter Panik dachte ich daran, dass wir das Riad ja auch wieder verlassen mussten… und wahrscheinlich unmittelbar verloren gehen würden…

Aber zunächst öffnete sich die Tür – und wir standen in einem Märchen aus 1001 Nacht. Ein großer Innenhof mit einem Brunnen in der Mitte, bequeme Sofas, gemütliche Nischen, hohe Palmen und Zitrusbäume, Kerzen und als Begrüßung der obligatorische marrokanische Minztee – besser konnte es kaum werden. Fatiha, die Managerin, begrüßte uns herzlich und nahm mir die erste Sorge, indem sie uns den Stadtplan ausführlich erläuterte und uns versicherte, dass wir überall in der Stadt abgeholt werden würden, falls wir nicht zurückfänden… Um es vorweg zu nehmen – das war dann doch nicht nötig 🙂


Das Riad Amina besteht aus zwei gegenüberliegenden Häusern und einer großen Dachterrasse, die leider gerade renoviert wurde, sodass wir sie nicht in vollem Umfang nutzen konnten. Normalerweise befindte sich dort ein großer Whirlpool und weitere Liegen.
Wir waren im Nebenhaus untergebracht, was sich als Segen erwies, denn Riads sind sehr hellhörig, und ein Zimmer direkt am Innenhof verlangt nach einem tiefen Schlaf.
Unser Zimmer war die Junior Suite und mit großem Doppelbett und einer gemütlichen Sitzecke ausgestattet. Die Einrichtung war landestypisch und farblich sehr geschmackvoll abgestimmt.

Das Riad bietet neben dem Frühstück auch Abendessen an, was man allerdings morgens vorbestellen sollte, da die Zutaten frisch eingekauft werden. Wir haben dies nicht genutzt, da in der Stadt und auch in unmittelbarer Nähe zahlreiche Restaurants lockten.
Ein Hammam ist vorhanden und Massageanwendungen können gebucht werden. Ich habe mir beides gegönnt und fühlte mich danach wie neugeboren. Ein echtes Erlebnis und in Marrakesch fast schon Pflicht. Im Hammam sollte man allerdings nicht schüchtern sein – mehr verrate ich nicht 🙂
Der Schock mit der Uhr
Die Mitarbeiter des Riads waren sehr freundlich und hilfsbereit, auch, als sich herausstellte, dass wir zwei Tage in der falschen Zeitzone lebten und dadurch unbewusst immer zu spät zum Frühstück erschienen… In Marroko wurde nämlich diesen Sommer die Sommerzeit abgesetzt und es ist NICHT – wie in Reiseführern, Webseiten und selbst auf meinem Smartphone nachzulesen – eine Stunde früher als in Deutschland, sondern dieselbe Zeit! Wir merkten dies glücklicherweise noch rechtzeitig, sonst hätten wir den Rückflug verpasst…

Das Riad Amina liegt in einer ruhigen Ecke der nördlichen Medina, man kann in ca. 15 Minuten zu Fuß bis zum Hauptplatz, dem Djemaa el Fna, laufen, muss aber wissen, dass der Weg an einer Straße entlangführt, die keinerlei Unaufmerksamkeit duldet – man würde gnadenlos überfahren :-). Mopeds, Eselskarren, Autos, TukTuks, Fahrräder – es herrscht ein unbeschreiblicher Trubel, an den man sich aber gewöhnt. Man muss nur höllisch aufpassen!
Marrakesch’s Highlights
Über Marrakesch selbst kann man sich in den Weiten des Internet wunderbar informieren. Empfehlen kann ich unbedingt den Jardin Majorelle, den Secret Garden, das Maison de la Photographie, den Palais de Bahia und den Stadtteil Mellah mit seinen Gewürzsouks. Kann man alles gut zu Fuß erkunden! Und ein Geheimtipp: Zur Entspannung zwischendurch geht man ins Riad El Fenn (nah beim Djemaa el Fna) auf die wunderbare Dachterrasse… Auf großen Loungeliegen lässt es sich hier gut auf einen Drink verweilen.

Als Rückzugsort nach all dem Trubel kam uns unser Riad dann jedesmal wie das Paradies vor. Abends romantisch beleuchtet, mit einem Glas Wein in der Hand im schönen Innenhof und mit den Eindrücken dieser bunten Stadt im Kopf kann man die Tage entspannt ausklingen lassen. Eine echte Empfehlung für Individualreisende, die zentral, aber ruhig wohnen wollen in typischem Ambiente mit vielen kleinen liebevollen Details. Nur eines sollte man nicht – die Uhr umstellen!
Herzliche Weltenbummelgrüße von Karo

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