Namibia Reiseziele

Der Trans Kalahari Walk – zu Fuß durch die Savanne

17. Dezember 2020

Der Geruch war das erste, was mir auffiel, als wir aus dem Wagen stiegen. Unglaublich intensiv, würzig, erdig, wie ein Stall voller wilder Tiere – man kann diesen Geruch kaum beschreiben. Er kam vom Regen, denn als wir die Lodge erreichten, gewitterte es heftig – in der Kalahari! Und es roch so intensiv nach Afrika, nach Savanne, dass ich diesen ersten Sinneseindruck bei Beginn meiner „Geburtstagswanderung“ in der Red Dunes Lodge nie vergessen werde. Was ich auf dem Trans Kalahari Walk erleben durfte, erfahrt ihr hier.

Es gibt Ereignisse im Leben, die rufen förmlich danach, auf ganz besondere Weise „erlebt“ zu werden. Mein 40. Geburtstag stellte so eine Lebensmarke dar. Einen runden Geburtstag im Corona-Jahr zu haben, ist eine Sache für sich – eine Party kam pandemiebedingt kontaktbeschränkt ja nicht in Frage. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, zu eben diesem Geburtstag auch nicht reisen zu können. Letzteres blieb für mich in den vergangenen Jahren ohnehin stets die erste Wahl, „reisesüchtig“ wie ich bin. Und nun? Sekt, Sofa und Skype? Zum Glück nicht! Denn der Ruf der Kalahari war übermächtig…

Das Hauptgebäude der Red Dunes Lodge – unser „Basislager“

Der Ruf der Kalahari…

Bereits für Mai dieses unsäglichen Jahres hatte ich eine Rundreise durch den Süden Namibias geplant und gebucht. Dann kam die Welt zum Stehen. Grenzen wurden geschlossen, Flüge gestrichen. Am Anfang hielt ich das alles noch für einen großen Irrtum und hoffte bis zuletzt, dass wir nicht am Rande eines weltweiten Kollapses stehen – dann kam der Lockdown. Im September dann ein zweiter Anlauf – Lodges kontaktiert, Flüge hin- und hergeschoben, Stornierungsfristen und Reiserücktrittsversicherungen geprüft. Die große Unsicherheit blieb. Würden wir gesund bleiben? Würde der erforderliche Covid-19-Test negativ ausfallen? Würde der Flieger starten? Würde Namibia wieder zum Risikogebiet erklärt? Das war es nämlich zu unserem Reisezeitpunkt nicht mehr – sonst hätte ich alles erneut stornieren müssen… Doch das Schicksal meinte es gut – alles lief glatt und wir verbrachten eine fantastische Zeit in diesem wundervollen Land mit seiner unglaublichen Weite, der Stille, dem unendlichen Horizont. Namib, Naukluftgebirge, Fish River Canyon, Köcherbaumwald, Lüderitz – und zum Schluss die Kalahari, die uns mit einem heftigen Gewitter empfing.

Das Beste zum Schluss – auf einer Reise voller Highlights

Zum Abschluss unserer Namibia-Route und als Höhepunkt zu meinem Geburtstag hatte ich mir die „Red Dunes Lodge“ ausgesucht, da dort der Trans Kalahari Walk angeboten wurde – eine zweitägige Wanderung bzw. „Walking Safari“ durch die Kalahari mit Übernachtung im privaten Dünencamp der Lodge. Perfekt für meinen „großen Tag“! Ich freute mich unglaublich darauf.

Wir erreichten die Lodge von Keetmanshoop kommend am späten Nachmittag und wurden herzlich von den Mitarbeitern begrüßt, denn wir waren die einzigen Gäste. Dass wir den ersehnten Regen mitbrachten, sorgte für besondere Freude. Die Lodge war wunderschön, wir bekamen das Chalet „Springbok“ mit riesigem Panoramafenster, einer Regendusche im Wohnzimmer und einer gemütlichen Terrasse mit Blick auf das Wasserloch. Alles sehr, sehr schön eingerichtet und total privat- wir hatten ja quasi die ganze Lodge für uns…

Eine ganze Lodge für uns allein

Am Abend kam unser Guide Chamberlain, ein Herero, und erklärte uns den Ablauf des Trans Kalahari Walks. Start wäre Punkt 6:00 Uhr bei Sonnenaufgang, dann würden wir bis zum Frühstückspunkt laufen, schließlich bis Mittag einen weiteren Rastplatz erreichen für die Siesta und anschließend am Nachmittag das Dünencamp erobern. Wir waren die einzigen Teilnehmer – die Tour wird jedoch ohnehin mit max. 4 Personen durchgeführt. Unser Übernachtungsgepäck wurde transportiert, für die Wanderung nahmen wir einen Tagesrucksack mit. Gute Wanderschuhe waren Pflicht – unsere hatten wir ja schon zuvor beim Olive Trail (Der Olive Trail in Namibia – eine Wanderung an die eigenen Grenzen) gut genutzt. Fernglas, Sonnenschutz, Kamera und Wasser (das jedoch auch an jedem „Haltepunkt“ vorhanden war) waren schnell verstaut. Vor Aufregung konnte ich kaum schlafen – und dann endlich ging es los!

Aufbruch bei Sonnenaufgang mit unserem Guide
Der Sonne entgegen…

Aufbruch bei Sonnenaufgang

Wir liefen der aufgehenden Sonne entgegen auf einem Pfad durch den roten Sand. Die Kalahari ist eine Dornstrauchsavanne und viel bewachsener als die Namib mit ihren unendlichen Dünen. Hier sah man u.a. Akazien, Liliengewächse, Gräser und Büsche. Zum Glück hatte sich der heftige Regen vom Vortag verzogen und der Himmel blieb tagsüber leicht bewölkt – damit blieb die große Hitze aus und es wanderte sich sehr angenehm durch die offene Gras- und Buschsavanne. Ich hatte tausende Fragen zur Kalahari, den Tieren und Pflanzen, und unser Guide beantwortete alle sehr geduldig. Chamberlain zeigte uns Tierspuren im Sand und erklärt die Unterschiede – bald schon konnte ich die Spur eines Gnus von denen eines Oryx oder einer Elandantilope unterscheiden und auch Spring- von Steinbockabdrücken. Was war ich stolz!

Auf dem Pfad

Zum Frühstück erreichten wir eine kleine Hütte, in der bereits eine jungen Lodge-Angestellte wartete. Der Tisch war gedeckt – Brot, Joghurt, frisches Obst, Kaffee, Saft, und wir bekamen sogar frisch zubereitete Rühreier! Was für ein Luxus 🙂

Nach der kleinen Stärkung liefen wir in gemächlichem Tempo weiter. Wir sahen Springböcke, kleinere Steinböcke, Zebras, Gnus, und riesige Nester von Webervögeln. Unser Guide erklärt uns die unterschiedlichen Arten der Webervögel und wie sich deren Nester unterscheiden. Bei den Streifen-Gnus (Blue Wildebeest) wurde mir kurz mulmig- zu Fuß kommt man den Tieren sehr nah, und ein junger Bulle wirkte etwas nervös… Doch Gefahr bestand nicht, die Herde stob davon. Wir hatten volles Vertrauen in Chamberlain als langjährigen Guide, auch als wir später auf die selteneren Black Wildebeests stoßen sollten (die andere, weitaus seltenere Gnu-Art, die mehr wie Büffel aussehen und damit ziemlich bedrohlich). Doch auch sie zogen weiter.

Ein Blessbock
Ein seltener Albino-Blessbock
Der rote Sand der Kalahari

Auf dem Gelände der Lodge gibt es keine Raubkatzen (die nebenan lebenden Farmer duldeten dies nicht), somit kann man hier recht problemlos herumlaufen. Dennoch sollte man sich in Acht nehmen, denn mit der Kapkobra lebt dort eine der vielen giftigen Schlangen Namibias. Auch Skorpione sind nicht selten. Daher ist festes Schuhwerk unabdingbar…

Unser Mittagslager

Gegen Mittag erreichten wir eine hübsche reetgedeckte Hütte, in der uns ein gedeckter Lunch-Tisch erwartetet – und Liegestühle! Nach den leckeren Kudu-Filetstreifen und dem frischen Salat kam ein kleiner Mittagsschlaf gerade recht…

Ran an die Giraffen…

Nach etwa einer Stunde zogen wir weiter. Der Weg führte weiter durch die typischen sanften Dünenwellen der Kalahari – und dann sahen wir sie, die Giraffen! Sechs Tiere waren es mit einem Kalb. Vorsichtig näherte wir uns den majestätischen Tieren. Das macht für mich den Zauber einer Walking Safari aus – man erlebt die Natur viel intensiver und näher als im Fahrzeug. Afrika pur!

Eine der sechs Giraffen

Die Giraffen waren – so aus der Nähe – riesig. Ich hatte in Südafrika schon viele gesehen, doch noch nie zu Fuß. Was für beindruckende Tiere! Wir ließen sie in Ruhe weitergrasen und setzten unsere Wanderung fort.

Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Camp, wunderschön gelegen am Fuß einer Düne mit Blick auf das Wasserloch. Auch hier war der Kaffeetisch bereits gedeckt und im Kühlschrank standen kalte Getränke. Wir konnten vor der Wanderung auswählen, was wir zum obligatorischen Sundowner und zum Abendessen trinken wollten, und so standen Gin-Tonic und der Wein bereits bereit. Chamberlain zeigte uns kurz das Camp und ließ uns dann bis zum Abend allein. Für den Guide gibt es eine etwas abseits stehende Hütte, die Gäste bewohnen die beiden Chalets. Was für ein Luxus, dass wir ganz allein dort sein durften – ich konnte es kaum fassen.

Das Dünencamp
Unser Chalet

Da sich die Sonne nun auch vermehrt blicken ließ, zog es mich zunächst in den kleinen Pool. Von der Plattform hatte ich einen tollen Blick auf das Wasserloch, und schon bald kamen die ersten Tiere. Ein Gnu, Springböcke (sogar ein seltener schwarzer!), die großen Eland-Antilopen waren dabei, und auch eine Giraffe vollführte breitbeinig ihre Verrenkungen zum Trinken. So ein langer Hals hat eben auch Nachteile. Hinter dem Camp weideten Zebra – ein afrikanisches Paradies…

Nach einigen entspannten Stunden, in denen wir fast ausschließlich die Tiere und die einmalige Umgebung betrachteten, erschien Chamberlain und bereite auf der „Hausdüne“ unsere Sundowner zu. Mit Blick auf die untergehende Sonne stießen wir auf diesen großartigen Tag an und ich konnte mein Glück gar nicht fassen, dies alles tatsächlich erleben zu dürfen.

Sundowner

Zum Abendessen wurde Zeno, unser Koch in der Lodge, „eingefahren“ und wir zündeten den Grill an. Lammsteaks, Geflügelspieße, leckeres Gemüse und weitere Köstlichkeiten sorgten neben der ein oder anderen Flasche Wein und ausgiebigen Gesprächen für einen ganz wundervollen Abend, den wir zu viert am schön gedeckten Tisch genossen und viel Spaß hatten.

Ein Himmel voller Mond…

Nachts schlich ich mich auf die Terrasse in der Hoffnung, den unglaublichen Sternenhimmel Namibias zu sehen – doch der Mond macht mir einen Strich durch die Rechnung. Wie all die Nächte zuvor war er einfach zu hell, da fast Vollmond. Dennoch – dieser Frieden… Noch vor Sonnenaufgang war ich erneut wach – mein Geburtstag! Vor unserem Chalets erwachte ein neuer Tag in der Savanne – und ein neues Lebensjahrzehnt für mich, da nicht besser hätte beginnen können. Diese Stille! Und dieses Licht! Was für ein wunderbares Land…

Webervögelnest – ein großes „Mehrfamilienhaus“

Die Zebras und Gnus weideten wieder in der Nähe, als wir nach dem ausgiebigen Frühstück unseren Rückweg antraten. Ich konnte nun fast jede Tierspur richtig deuten und freute mich unglaublich darüber, so viel Neues erfahren und „erlaufen“ zu haben.

Der Rückweg war deutlich kürzer als am Vortag und wir erreichten die Lodge bereits gegen 9 Uhr zum zweiten Kaffee. Mit dem Kopf voller unvergesslicher Eindrücke und einer tiefen Dankbarkeit im Herzen, das alles sehen und erleben zu dürfen, genossen wir den Rest des Tages in der Ruhe unserer Lodge. An diesem Tag kamen sogar die Giraffen, Elands und Gnus ganz nah an das Wasserloch der Lodge – was am Tag zuvor und auch danach nicht wieder vorkam. Wir beobachteten die frechen Borstenhörnchen mit ihren Sonnenschirm-Schwänzen und sahen die Erdmännchen in kleinen Gruppen vorbeihuschen. Stundenlang konnte man so sitzen und schauen, und ich war sehr froh, dass wir nach dem Trans Kalahari Walk noch einen zusätzlichen Tag in der Lodge gebucht hatten. So blieb auch noch genug Zeit für einen Game Drive und etwas Relaxen am Pool. Die Red Dunes Lodge bietet sich perfekt dafür an, ganz entspannte Tage in einer Traumunterkunft zu verbringen mit dem typischen „Safari-Feeling“ – und der Trans Kalahari Walk war die absolute Krönung. Insgesamt waren wir zwar nur etwa 15 km gelaufen und an beiden Tagen zusammen etwa 9 Stunden zu Fuß unterwegs – aber ich habe dadurch unglaubliche Lust bekommen, Afrika zukünftig viel mehr zu „erlaufen“ und auf diese Weise zu entdecken. Es war eines der großartigsten Erlebnisse meines Lebens und wird mir immer in schönster Erinnerung bleiben.

Man kann den Trans Kalahari Walk nur in Verbindung mit mindestens einer Nacht in der Red Dunes Lodge buchen, ich würde aber empfehlen, insgesamt mindestens 4 Nächte/3 Tage zu bleiben. Es lohnt sich ganz sicher!

Mehr dazu hier: https://www.ondili.com/aktivitaeten/trans-kalahari-walk/

Herzliche Weltenbummelgrüße von Karo

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2 Kommentare

  • Reply Nicole 17. Dezember 2020 at 8:31 pm

    Hi Karo! Wow, das ist echt beeindruckend! Und steht jetzt auch auf meiner Liste. Die Fotos sind toll geworden.

    LG Nicole

    • Reply Karo 18. Dezember 2020 at 9:58 am

      Hi Nicole, vielen Dank! Ja, das war in der Tat ei Erlebnis für´s Leben – und ein Traum für Fotografen 🙂 LG, Karo

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