Hätte mir vorher jemand gesagt, dass man auf einem Elefanten seekrank werden kann, ich hätte herzhaft darüber gelacht. Ob Pferd, Kamel oder Segelboot bei beträchtlicher Windstärke – ich würde mich als überaus seefest bezeichnen. Aber was unser gemütlich vor sich hin trottender Dickhäuter da an „Seegang“ auf unserem Dschungeltrekking bot, überraschte mich dann doch sehr! Vor allem bergab, wenn die riesigen Elefantenfüße sich trittsicher ihre Spur bahnten, bei Wasserdurchläufen nach Trittsteinen tasteten und auf den schmalen Pfaden sich in den rutschigen Boden bohrten, warf es uns hin und her auf unserer Bank, die auf dem Elefantenrücken befestigt war, und ich hielt mich – hab lachend, halb besorgt – an der „Brüstung“ fest.
Völlig undenkbar, ein unverwackeltes Foto zu schießen! Und völlig undenkbar, diese monströse gelb-schwarze handgroße Spinne, die sich hoch oben in den Bäumen (und damit ja auf Augenhöhe) zu übersehen – nur gut, dass Elefanten keine Angst vor Spinnen haben…oder nicht so gut sehen?!
Elefantentrekking auf der Elefanteninsel – aber nur ohne Leiden für die Tiere
Es war wirklich arg wackelig dort oben auf unserer Elefantenkuh, aber der Ausritt auf den gutmütigen Dickhäutern durch den Dschungel im Norden von Koh Chang („Elefanteninsel“) gehörte für uns einfach dazu in diesen Tagen auf der wunderschönen thailändischen Insel (mehr zu Koh Chang hier ).
Nun bin ich kein Freund von Touristenattraktionen, bei denen Tiere leiden müssen, und habe mich im Vorfeld über die Möglichkeiten des Elefantentrekkings auf Koh Chang ausführlich erkundigt. Niemals würde ich ein Camp unterstützen wollen, in dem die Tiere nicht gut gehalten oder misshandelt werden. Auf Koh Chang gibt es nun mittlerweile 6 Elefantencamps, und nur eines davon wurde bei meiner Recherche immer wieder lobend erwähnt. So schrieb z.B. Julia vom Blog Chic Choolee in einem ihrem Beiträge (hier) über das Camp, das sie vor einigen Jahren besuchte, und sie bat mich darum, bei meinem Besuch mal nachzuschauen, ob das Camp immer noch so gut geführt wird wie damals bei ihr.
Das Ban Kwan Chang Elephant Camp war das erste von sechs Camps – und bis heute wohl immer noch das beste
Zufälligerweise bot unser Hotel, das Ramayana Koh Chang Resort & Spa in Klog Prao (Beitrag hier ), auch nur das Ban Kwang Chang Camp als einziges der sechs Elefantencamps als Ziel an, obwohl vier andere Camps direkt im Ort ansässig waren. Doch anders als im Ban Kwan Chang Elephant Camp, das mitten im Dschungel liegt und damit fernab der Orte, lagen die anderen Camps fast direkt an der einzigen Straße der Insel, und die Tiere standen aufgereiht und wartend zwischen Autos und Mopeds. Da fuhren wir lieber die halbe Stunde bis in den Norden der Insel, hinein in den Dschungel, zwischen Berge und Felder. Das Ban Kwan Chang Camp liegt außerhalb von Klong Son, und wenn man eine der beiden möglichen Touren bucht, wird man direkt vom Hotel abgeholt und natürlich auch wieder zurückgebracht.
Das Angebot an Elefantentrekking-Touren ist auf der ganzen Insel dasselbe: Man hat die Wahl zwischen einer oder zwei Stunden, und auch die Preise unterscheiden sich nicht untereinander. Die Camps an der Straße führen die Elefanten mitunter zum Strand, im Koh Chang Ban Kwan Camp geht es durch den Dschungel und – wenn man die zwei Stunden bucht – mit den Elefanten zum Baden in den Fluss. Und das ist einfach großartig!! Für uns war das eines der schönsten Erlebnisse unserer Reise und wir hatten eine Menge Spaß mit den Tieren inmitten üppigster tropisches Natur. Zudem schien es den Tieren gut zu gehen, sie sahen gesund aus, und wir konnten sie füttern, bürsten und streicheln.
Borstig und rauh – Elefanten sind keine Kuscheltiere
Das Camp gehört der „Asian Elephant Foundation“ an und war das erste der Camps auf Koh Chang. Die Tiere kommen hauptsächlich aus dem Norden Thailands, wo sie zum Teil aus furchtbaren Umständen geholt wurden (Arbeitselefanten oder „Reitelefanten“ aus reinen Touristenorten, in denen sie stundenlang geritten oder „zur Schau gestellt“ wurden) und verbringen hier ihren Lebensabend im Dschungel. Es sind ausschließlich Elefantenkühe, die in dem Familienbetrieb eine neue Heimat finden, und sie leben in einem ziemlich großen Areal im Grünen.
Die „Elefantenhüter“ schienen ihre Tiere gut zu kennen und waren auch zu uns sehr freundlich. Unser Elefantenführer sprach sogar ein paar Worte deutsch: „Kuck mal hier, kuck mal da!“ und ließ uns abwechselnd im Nacken unseres Elefanten sitzen, was das Schaukeln gleich viel erträglicher machte… Außerdem ist es für die Tiere wohl besser, da die Nackenmuskeln stärker als die Rückenmuskeln sind. Und man sitzt auch viel besser – ich fand es ganz toll und war beeindruckt und begeistert, diesem großen, sanften Tier so nah zu sein! Die Ohren waren recht klein, da es asiatische Elefanten sind (die afrikanischen sind größer), und es stachelte und kratzte ein bißchen an den Beinen (Elefanten sind borstig!), aber es war unglaublich schön. Unsere Elefantenkuh war eine kleine Träumerin und bummelte vor sich hin, rupfte hin und wieder ein Büschel Gras mit dem Rüssel aus und mampfte gemütlich vor sich hin. Das „Hüh!“ ihres Keepers ließ sie relativ unbeeindruckt, aber ich konnte mich darüber herrlich amüsieren – kennt man „hüh!“ doch eigentlich nur von Kutschpferden…
Das Highlight unserer Trekkingtour aber war das Baden mit den Elefanten im nahegelegenen Fluss. Nach dem Ritt durch den Dschungel stiegen wir ab bzw. neben uns, denn die „Absteigeplätze“ waren Holzhütten auf Leitern, sodass man die Elefantenrücken quasi aus gleicher Höhe besetzen bzw. verlassen konnte. So gab es kein Geruckel an den Sitzbänken, die auf den Tieren verschnallt waren. Zwei unsere grauen Gefährten begleiteten uns nun zum Fluss, durch den wir zuvor schwankend durchgewatet waren.
…und hinein ins Wasser – Elefanten entern!
Und dann ging´s ab ins Wasser! Und zwar wir alle! Schnell Shorts und Top ausgezogen, den Bikini trug ich schon drunter – und schon hieß es: Elefanten entern! Die lagen inzwischen genüßlich und sichtlich entspannt im Wasser, nur der Kopf und ein Teil des Rückens schauten noch heraus. Und dort hinauf sollten wir nun, was uns nicht ganz so elegant gelang… Mit viel Lachen saßen wir schließlich wieder auf unserer Elefantenkuh, diesmal ohne „Sattel“ und damit ganz nah am Tier – diese Borsten am Kopf, diese Wimpern und der Rüssel, der gar nicht mehr auftauchte – wollte sie schnorcheln?
Es war ein ganz großartiges Erlebnis, und als unser Dickhäuter beschloss, mit dem Kopf ganz unterzutauchen, konnte ich mich nicht nur vor Lachen kaum noch halten… Und als sie wieder auftauchte, tauchte sie plötzlich mit dem dicken Hinterteil ab in die Fluten, sodass Stefan sich nun auf Rutschpartie befand. Tja, wie gesagt – man sollte seefest sein auf einem solchem Tier 🙂 Wir konnten unser Rüsseltier noch ein wenig abbürsten, was ihm sichtlich gut gefiel und uns mit einem fröhlichen Prusten dankte.
Unsere Elefantenkuh und wir hatten jedenfalls sehr viel Spaß, und als wir dann klatschnass zurück zum Camp liefen und in der warmen thailändische Sonne trockneten, waren wir uns einig, dass es ein wirklich einzigartiges Erlebnis war, diesen sanften Riesen so nah zu sein und mit ihnen solch schöne Stunden im Dschungel verbracht zu haben.
Die Elefantenführer waren – soweit wir das erkennen konnten – mit ihren Tieren sehr vertraut, auch wenn die eine oder andere graue Dame mal mit etwas mehr „Hüh“ zum Gehen bewegt werden musste. Aber sie durften immer zwischendurch grasen und mit ihren Rüsseln die Gegend erkunden – soviel Zeit wurde den Tieren immer eingeräumt, was mir positiv auffiel.
Unvergessliche Stunden in üppiger Natur – und den Rüsseltieren so nah wie noch nie…
Mein Fazit: Es waren sehr schöne, nahe und intensive Stunden mit den großen Tieren, das Baden war wirklich toll und der Ritt im Nacken unseres Dickhäuters sehr bewegend. Vom Service wurde uns viel geboten – wir wurden direkt am Hotel abgeholt, bekamen vor Ort zunächst etwas Obst (Ananas, Mango etc.) und Wasser und nach dem Ritt erhielt jeder noch eine große Kokosnuss mit leckerem Kokoswasser. Die Gegend des Camps ist üppig grün, bergig, es gibt nur vereinzelte Hütten und keine Straßen. In der Nähe befindet sich einer der vielen Wasserfälle von Koh Chang, den man vom Camp auch zu Fuß erreichen kann. Alles in allem – ein toller Tag mit vielen tiefen und bleibenden Eindrücken!
Wenn ihr also auf Koh Chang seid und nach einem tierfreundlichen Camp sucht, seid ihr mit dem Ban Kwan Chang Camp gut beraten. Natürlich ist auch hier nicht alles perfekt, manche Elefanten waren angekettet – aber wie soll man so große Tiere denn auch einzäunen mitten im Dschungel… Trotzdem hatten sie viel Freilauf, wirkten gut ernährt und das Camp war auch nicht so überlaufen mit Touristen, da es doch etwas abseits liegt und man nur mit dem Auto, Taxi oder Roller hinkommt.
Entscheidet ihr – ich kann dieses Camp jedoch empfehlen, wenn man sich für ein Elefantentrekking entscheidet. Mir ist bewusst, dass nicht jeder diese Aktivität befürwortet. Daher ist es mir wichtig, nochmals hervorzuheben, dass die Tiere im Ban Kwan Chang Camp gut gehalten und behandelt und auch nicht mehr als max. 2 Stunden/Tag geritten werden. Das muss jeder für sich entscheiden, ob er dieses Erlebnis mag.
Wir sind dort jedenfalls mit einem dicken Lächeln im Gesicht und strahlenden Augen wieder losgefahren – und wer weiß, wann ich einem Elefanten jemals wieder so nahe kommen werden werde… ♥
Herzliche Weltenbummelgrüße von Karo
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