Kalifornien Reiseziele

Kalifornien – ein Roadtrip

29. März 2016

„Was, ganz allein?“ war der Satz, den ich am häufigsten zu hören bekomme, wenn ich von meinem Roadtrip durch Kalifornien mit Abstecher nach Nevada und Arizona berichte. Meist gefolgt von der Frage nach dem „Warum allein?“. Nun, ich habe mich bewusst dazu entschieden, ein Abenteuer zu begehen, eine Herausforderung anzutreten, meine Komfortzone zu verlassen, um zu sehen, wie ich es aushalte, drei Wochen mit mir allein zu sein. Nicht Einsamkeit oder fehlende Reisebegleitung trieben mich dazu, nein, es war der Wunsch, etwas zu erleben, an dem ich wachsen kann. Und was bietet sich da mehr an, als der Inbegriff der Freiheit – USA, Kalifornien, Sonne satt und endlose Straßen…

Der Flug war gebucht, der Wagen gemietet, die Vorfreude riesig. Zweifel hatte ich nicht, denn es war nicht meine erste „Alleinreise“ – ich hatte zuvor mit ein paar Tagen Mallorca „geübt“… Das ging erstaunlich gut, und nun folgte der nächste Schritt – California, here I come!

California – here I come!

In Los Angeles wohnte ich ein paar Tage bei einem Freund meines Mannes und ging zunächst auf Entdeckungsreise durch diese unglaublich große Metropole. In L.A. ist alles riesig – die Ausmaße dieser Stadt sind für uns Europäer kaum zu fassen… Für das „Pflichtprogramm“ mit Hollywood, Mulholland Drive, Beverly Hills, Santa Monica, Downtown und Malibu Beach ließ ich mir ein paar Tage Zeit, die ich die meiste Zeit im Auto verbrachte – bei diesen Entfernungen kam nichts anderes in Frage…

Hollywood

Rodeo Drive, L.A.

Letztlich hatte ich nach ein paar Tagen genug von den endlosen Ausmaßen L.A.´s und packte meinen Koffer, um an einem strahlend sonnigen Morgen (nicht ganz so oft wie man glaubt) Richtung Wüste aufzubrechen. Las Vegas hieß das erste Ziel, der Highway führte durch die Mojavewüste, links und rechts Kakteen, wie man sich das so vorstellt… Ich fand das sehr schön nach den Tagen in der Mega-Stadt, und die unglaubliche Weite tat gut…

Mojavewüste

Joshua Tree

Durch die Wüste zum Grand Canyon

In Las Vegas hatte ich vorab ein Hotel gebucht (das „Arizona Charlie’s Boulder“) und damit war mein Ziel zunächst klar, doch ohne Navi nicht ganz so leicht zu finden… Erstaunlich klein und übersichtlich lag sie dann vor mir – die berühmt-berüchtigte Stadt in der Wüste, tagsüber müde und grau, nachts glitzernd und leuchtend, extravagant und verführerisch.

Das „Bellagio“

Den Strip herauf und herunter gelaufen, monströse Hotels bestaunt, kitschige Repliken des Eiffelturms bewundert, das „Bellagio“ besucht mit den abendlichen Wasserfontänen und all die Lichter, die Shows, die schicken Wagen und die Fülle an Unterhaltungsangebot – all das schien wie aus einer anderen Welt. Ich habe es genossen, mich gewundert und ein wenig geschmunzelt. Las Vegas ist speziell, erfüllt aber jedes Klischee!

Absolutes Highlight – der Helikopterflug in den Grand Canyon

Für eine andere Art der Unterhaltung sorgte der Helikopterflug zum Grand Canyon mit Landung in demselben. Ich hatte das vorher via Internet organisiert und stand aufgeregt am Henderson Airport, um den Heli zu besteigen. Der Flug begann zunächst flach (so zumindest mein Eindruck), doch als wir eine Abbruchkante auf der Ebene erreichten, zog es mir sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg – der Glasboden des Helikopters gab die Sicht auf den jähen Abgrund frei und danach folgte atemberaubende Weite, am Horizont der Hoover-Stausee mit dem bekannten Damm (und erschreckend wenig Waser) und viele Joshua-Trees, diese Kakteen mit den Armen. Nach einer guten halben Stunde kam es dann in Sicht – das Hochplateau des Grand Canyon, in dem sich der braune Colorado River entlangschlängelte. Ich war begeistert, konnte es kaum glauben, tatsächlich dort zu sein. Wir landeten auf einer Plattform in halber Höhe zum Fluss, es gab Picknick und ein Glas Sekt und ich war überwältigt und sehr glücklich…

Grand Canyon

 

Durch das Tal des Todes zum Yosemite Nationalpark

Mit diesen Eindrücken im Kopf ging es am nächsten Tag weiter Richtung Death Valley. Bishop in der Sierra Nevada war mein Tagesziel, und um dorthin zu kommen, musste ich das „Tal des Todes“ durchqueren. Mein liebgewonnener Mietwagen, ein Chevrolet, tat zuverlässige Dienste und brachte mich ohne Motorüberhitzung durch die unwirtliche Gegend, vorbei an Westernkulissen, Sanddünen und liegengebliebenen Wagen, die die stetige Steigung am Ende des Tals wohl zu schnell angingen… 

Sie zog sich, die Straße hinauf aus dem Tal, und schließlich kam die Sierra Nevada in Sicht. Mit ihr -endlich- wieder grüne Wälder, saftige Weiden und dann endlich das kleine Örtchen Bishop, Zwischenstop auf dem Weg in den Yosemite National Park.

Überwältigende Natur und unfassbare Dimensionen

Diesen erreichte ich am nächsten Mittag, und hier reichen Worte kaum aus, um diese überwältigende Natur zu beschreiben. Ja, so mancher verharrte andächtig vor dem berühmten Felsendom, schaute fasziniert in einen der klaren Bergseen oder fotografierte begeistert das Panorama.

Ich fuhr bis hinunter ins Yosemite Village, dem Info-Zentrum des Nationalparks. Hier standen Reisebusse voller Touristenladungen und mir wurde bewusst, dass ich eine der wenigen Alleinreisenden war. Doch dies kümmerte mich nicht, so hatte ich mich schon an das Alleinsein gewöhnt – und ich genoss es! Die Amerikaner sind ein sehr gesprächiges und offenes Volk; wenn man sich austauschen möchten, gelingt dies meist problemlos. Doch ich war so gesättigt von der Fülle an Eindrücken, der Vielzahl an Bildern im Kopf, dass ich mir und meinen Gedanken vollkommen genügte und mittlerweile sehr gut allein zurecht kam. Die Highways waren gut ausgeschildert, die Menschen auskunftsbereit, ich hatte keine Ängste und keine Sorgen und fühlte mich rundum wohl.

Und dann, bei der Fahrt aus dem Nationalpark hinauf – ein Schwarzbär! Ganz dicht an der Straße stand er hinter einem Baum und hatte offensichtlich vor, die Straße zu überqueren. Der Wagen vor mir bremste abrupt, und als ich sah, weshalb, konnte ich einen Freudenschrei nicht unterdrücken – ein wilder Bär, so nah! Dankbar war ich, im Auto zu sitzen, denn als Fußgänger wäre die Freude wohl nicht ganz so groß gewesen…

Abstecher in den Wilden Westen

Der nächste Stop war Soroa im Gold-Country, hier wurden Fantasien vom „wilden Westen“ mit Saloons und endlosem sanften Weideland Wirklichkeit. In goldenes Licht getaucht schienen die Wiesen, hin und wieder eine Farm. Unfassbar, welch unterschiedliche Landschaften Kalifornien zu bieten hatte… Und alles so weit, so groß, so „überdimensioniert“ im Vergleich zu Europa…

Im Gold Country

Glücksgefühle in San Francisco

In Soroa blieb ich nur kurz, zu gespannt war ich auf mein nächstes Ziel: San Francisco! Die Stadt mit der Golden Gate Bridge, von der alle so schwärmten – würde sie auch mich begeistern? Unweigerlich kam mir das Lied in den Kopf, das ich die Fahrt bis zu Stadtgrenze vor mich hinsang: 

„If you´re going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair…“

Nein, Blumen hatte ich nicht im Haar, doch hohe Erwartungen. Und dann, als ich von Ferne die rotgoldene Brücke im Dunst leuchten sah, da standen mir tatsächlich die Tränen in den Augen… Die Brücke war dann auch mein erster Anlaufpunkt. Tipp: Besonders schön kann man sie erkunden von Crissy Field aus (unterhalb am Meer, mit Imbiss, Shop und Parkplatz). Von dort aus führen ein paar Stufen hinauf zur Brücke. Sie ist tatsächlich unglaublich schön, diese eiserne Lady, filigran und beeindruckend.

Kalifornien

San Francisco

San Francisco zeigte sich glücklicherweise nebelfrei und ich genoss diese unglaublich schöne Stadt an der Bucht, in der weiße Segelboote schaukelten. Natürlich fuhr ich mit den Kabelstraßenbahnen, den Cable Cars, die hügeligen Straßen hinauf und hinunter, bummelte an der Fisherman´s Wharf entlang, amüsierte mich über die Seelöwenkolonie an die Pier 39 (Nase zuhalten!), shoppte am Union Square und fuhr mit der Fähre nach Sausalito ans andere Ende der Bucht, vorbei an Alcatraz. San Francisco ist ein eigenes Kapitel wert, einen separater Beitrag findet ihr hier.

Traumausblicke am Highway No.1

Weiter entlang des Highway No.1 am Pazifik mit unfassbar schönen Ausblicken auf das Meer. Einen Kaffee in der Hand, die Schuhe ausgezogen, ging ich die Dünen hoch in der Monterey Bay und konnte mein Glück nicht fassen, so schön und wild und weit lag der Ozean vor mir und ein großer Teil meines Roadtrips hinter mir – ich war unglaublich stolz auf mich und freute mich jeden Tag mehr, dies erleben zu dürfen.

Ein unglaubliches Gefühl von Freiheit…

Das Selbstvertrauen wuchs mit jeder Meile, die ich zurücklegte, mit jeder Stadt, mit jeder neuen Entdeckung, jeder Herausforderung. Tat ich mich anfangs schwer damit, allein in ein Restaurant zu gehen, so konnte ich dies mittlerweile tatsächlich genießen.

Highway No.1

In San Luis Obispo, einem kleinen Städtchen auf halber Strecke zwischen San Francisco und Santa Barbara, legte ich einen weiteren Zwischenstop ein und suchte mir abends einen schönen Platz zum Abendessen, beobachtete andere Reisende und war mir doch selbst genug. Einsamkeit war keine Frage, zu groß waren die vielen Eindrücke, mit so vielen Bildern war mein Kopf beschäftigt, als dass ich mich tatsächlich einsam oder allein gefühlt hätte.

Spanisches in Santa Barbara

In Santa Barbara (Hoteltipp: Ramada Santa Barbara, 4770 Calle Real), schon auf dem Rückweg nach Los Angeles gelegen, verlängerte ich spontan um eine Nacht, zu schön waren Hotel und Stadt. Spanische Architektur, ein wundervolles guterhaltenes Kloster (Old Mission), eine fantastische Seebrücke mit kleinen Läden und ein nahezu historisches Zentrum (das in den USA nicht alltäglich ist) sorgten für Freude. Selbst der bedrohlich erscheinende Seenebel, der über dem Ozean aufzog und wirklich gespenstisch wirkte, konnte meine gute Laune nicht trüben. Höchstens der Flyer im Hotelnachttisch, der die Verhaltensregeln im Falle eines Erdbebens erläuterte, holte mich kurzfristig auf den Boden der Tatsachen zurück. Zu schnell vergisst man, sich in einem aktiven Erdbebengebiet zu befinden…

Malibu

Schließlich, fast am Ende meiner Reise, fügte ich noch einen Zwischenstop in Malibu-Beach ein, den ich während meines Aufenthalts in L.A. bereits besucht hatte und der den Rund-Trip letztlich komplettierte.

Mit den Füßen im Sand und einer Flasche Wein in der Hand

Mit den Füßen im Sand, die Flasche Weißwein neben mir, genoss ich ein letztes Mal das kalifornische Lebensgefühl und all die vielen Eindrücke, die mir meine Reise geboten hatte, bevor mich das riesige L.A. wieder verschlang. Der Rückflug nahte…

Santa Monica Beach, L.A.

Wenn ich zurückblicke, denke ich mit Stolz und Dankbarkeit an diesen Roadtrip und werde das Gefühl der Freiheit auf den kalifornischen Highways sicher nie vergessen. Die Route stellte sich als ideal für mein Zeitfenster von knapp drei Wochen heraus, die Hotels konnte ich problemlos jeweils einen Abend vorab via WiFi buchen (gibt es kostenlos in jedem Motel), sodass ich immer flexibel war und die Tagestouren gut anpassen konnte. Die meisten Motels kann man kostenlos stornieren (z.B. über Booking.de), sodass auch bei einer spontanen Routenänderung keine Mehrkosten entstehen.

Die Leute waren durchweg freundlich und sehr hilfsbereit. Ich habe mich nie bedroht gefühlt, Angst braucht man wirklich nicht haben, wenn man nicht gerade nachts allein durch die dunklen Ecken der Großstädte schleicht.

Wer mehr Infos möchte, kann gern Kontakt aufnehmen!

 

Herzliche Weltenbummelgrüße von Karo

 

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