Es wurde mal wieder Zeit. Mein letzter Roadtrip durch Kalifornien lag nun bereits vier Jahre zurück und nun rief der „Wilde Westen“ mit seinen monumentalen Naturdenkmälern und den endlosen Weiten nach einer näheren Erkundung. Nevada, Arizona und Utah sollten es sein, denn in meinem Kopf schwirrten diese typischen Bilder aus der Marlboro-Werbung umher, die wohl jeder kennt: Rote Felsblöcke im Monument Valley, endloses Wüstenland, Canyons und Coyoten. Ob mein Roadtrip diese Erwartungen erfüllen konnte?
Der Zeitpunkt war günstig, denn der Liebste befand sich seit zwei Wochen ohnehin im Südwesten der USA – im Kayak auf dem Colorado River im Grand Canyon. Da bot es sich doch an, hinterherzufliegen und die Zeit bis zum Wiedersehen in Las Vegas mit meiner eigenen kleinen Rundreise durch Arizona, Utah und Nevada zu verbringen. Die Cowboyfantasien früherer Jugendjahre gingen mir als begeisterter Reiterin ohnehin nicht aus dem Kopf, und so wuchs ein Traum: Mit dem Pferd durchs Monument Valley (Beitrag hierzu folgt!). Auf dem Weg dorthin wollte ich mir die typischen Wüstenlandschaften Arizonas und die Berge Utahs anschauen, wollte Navajo-Gebiet erkunden und einen Teil der alten Route 66 fahren. Der Plan stand, der Flug nach Las Vegas war gebucht – und los ging es…
On the Road again…
Ausgangspunkt meiner kleinen Rundreise war Las Vegas. Ich hatte urlaubsbedingt leider nur fünf Tage Zeit, bis ich Stefan in Las Vegas nach seiner Canyontour wiedertreffen sollte. Mit ihm sollte die Reise dann gemeinsam durch Kalifornien weitergehen. Doch „meine“ fünf Tage wurden großartig, und ich freute mich wahnsinnig, erneut solch schöne, bewusste Reisemomente erleben zu dürfen wie damals in Kalifornien (Beitrag hier). Das Alleinreisen macht mir nichts aus, im Gegenteil, ich freute mich unheimlich darauf, mal wieder ganz auf mich selbst gestellt durch das Land zu fahren.

Monument Valley
Über 1700 km sollten es werden, und ich wundere mich beim Schreiben selber darüber, dass ich dies in den fünf Tagen gar nicht als so viel empfand. Die Natur im Südwesten der USA ist einfach so großartig und atemberaubend, dass man während der Fahrt so viel zu schauen hat, um kaum zu merken, wie Meile um Meile verfliegt.
Preislich galt: Augen zu und Karte durch…
Meine Reiseroute sah so aus: Las Vegas – Zion National Park – Page (Lake Powell, Horseshoe Bend, Antelope Canyon) – Monument Valley – Flagstaff – Sedona – Route 66 – Hoover Staumauer – Las Vegas. Die Übernachtungen hatte ich bereits vor Abflug von Deutschland aus gebucht, da in einigen Gegenden die Hotels rar gesät sind und z.T. bereits ausgebucht waren. Preislich war alles dabei – von sehr günstig (Las Vegas) bis unheimlich teuer (Monument Valley), aber mangels relevanter Alternativen galt: Augen zu und Karte durch…
1700 km im quietschblauen Toyota
Und so sah mein Roadtrip nun konkret aus: Nach der Landung in Las Vegas war ich dank Upgrade in die Premium Economy trotz der fast 11 Stunden Flug doch noch recht entspannt und fuhr mit dem Shuttle erstmal zur Autovermietung, um dort meinen reservierten Mietwagen in Empfang zu nehmen. Er war nicht zu übersehen, denn der Wagen war quietschblau und hob sich damit deutlich von allen anderen Fahrzeugen ab. Ich hatte einen Mittelklassewagen gebucht, damit später – wenn wir zu zweit unterwegs sein würden – auch 2 größere Koffer hineinpassen. Es war ein Toyota, der mich – wie ich nach der Reise dankbar feststellte – zuverlässig durch vier Staaten bringen sollte, trotz Hitze, Wüste, Sand- und Schotterpisten, steilen Bergstraßen und endlosen Highways.

Mein Mietwagen
In Las Vegas übernachtete ich im „Mardi Gras Hotel& Casino“ an der Paradise Road, zentral gelegen und sehr günstig, denn ich wollte hier nur übernachten und gleich morgens sehr früh losfahren. Las Vegas kannte ich zur Genüge von meiner letzten Reise, außerdem sollte ich während der Reise noch zweimal hier zwischenübernachten. Also todmüde ab ins Bett, und am nächsten Morgen ging´s dann endlich los Richtung Page in Arizona.
Beeindruckende Kulissen im Zion National Park
Also raus aus Las Vegas und ab auf den Highway! Es war wieder ein tolles Gefühl von grenzenloser Freiheit, diese endlosen Weiten vor mir und der grenzenlose Himmel über mir versetzten mich in Hochstimmung. Nach etwa 2 Stunden erreichte ich den Zion Nationalpark und war total überwältigt – eigentlich wollte ich ihn umfahren, um schneller in Page zu sein, aber da man den Naturpark auf der 89 ohnehin durchqueren und den Eintritt (25 USD) zahlen muss (man hat keine andere Wahl, außer umzudrehen), habe ich mir Zeit gelassen – und das war gut! Es waren wirklich beeindruckende Kulissen, schroffe Felsen, riesige Höhlen, Kiefernwälder und rotes Gestein, das in der Sonne in den schönsten Farben leuchtete. Lohnt sich also auf jeden Fall!

Zion Nationalpark

Zion Nationalpark
Danach ging´s immer am Rande des Grand Staircase-Escalante National Monument, einem immensen Felsplateau, weiter nach Page. Der Lake Powell schimmerte durch die karge Landschaft und bot willkommene Abwechslung, denn Wasser sieht man hier echt selten… Über die Glen Canyon Brücke fuhr ich nach Page zu meinem Hotel, dem „Best Western Plus At Lake Powell“ – eine echte Empfehlung! Große Zimmer, eine schöne Poollandschaft (bei 37 Grad im Schatten eine Wohltat) und ein wirklich gutes Frühstücksbuffet, was in den USA leider eine Seltenheit ist…
Page an sich ist eher überschaubar, liegt aber fantastisch: Lake Powell, die einzigartige Canyonschleife Horseshoe Bend und der Lower und Upper Antelope Canyon, den man von jedem USA-Fotokalender kennt, sind nur wenige Fahrminuten entfernt.
Horseshoe Bend und Antelope Canyon – zwei einzigartige Naturwunder
Um zum Lake Powell zu gelangen, bezahlt man erneut die Eintrittsgebühr für den Glen Canyon Nationalpark (25 USD, gilt für 2 Tage). In der Marina liegen Motorboote, die man in der Gegend dort überall sieht – fast jeder Wagen hat einen Bootsanhänger. Ein Hotel, ein Restaurant und ein Souvenirshop am Ufer des großen Sees sorgen für Kurzweil. Man kann – wenn man will – Motorboote ausleihen oder an geführten Touren teilnehmen. Für mich war das nichts, ich wollte eher die Ruhe der Natur genießen.

Lake Powell mit der Marina Wahweap
Da ich zwei Nächte in Page blieb, hatte ich am nächsten Tag ausreichend Zeit für die berühmte Coloradoschleife Horseshoe Bend. Obwohl ich recht früh am Tag unterwegs war, befanden sich mit mir schon Hunderte von Besucher auf dem sandigen Weg zur Felskante. Auf dem Colorado-Plateau sieht man von Weiten nicht, dass es hier Hunderte von Metern abrupt in die Tiefe geht und sich der Colorado dort unten entlangschlängelt. Und die Abbruchkante hat es wirklich in sich – man sollte schwindelfrei sein, wenn man dort am Abgrund steht… Es gibt keine Sicherungen, und der Weg bis zur Kante ist schattenfrei und führt bergauf und bergab. Wasser mitzunehmen ist Pflicht, ebenso wie Sonnenschutz!

Horseshoe Bend

Horseshoe Bend – Blick in den Abgrund
Aber der Anblick entschädigt für alle Anstrengungen – Wahnsinn! Ich hatte vorsorglich das Weitwinkelobjektiv in meiner Kameraausrüstung verstaut und war darüber sehr dankbar, denn man bekommt die Ausmaße der Horseshoe Bend kaum komplett vor die Linse ohne Weitwinkel. Die beste Zeit zum Fotografieren ist übrigens gegen Mittag, wenn die Sonne am höchsten steht und keine dunklen Schatten auf die Ränder wirft. Ich war auf jeden Fall schwer beeindruckt von diesem Naturwunder…

Horseshoe Bend
Nachmittags hatte ich dann meinen Termin für die vorab gebuchte Antelope Canyon Tour. Den Upper und auch den Lower Antelope Canyon kann man nur im Rahmen einer geführten Tour besichtigen, die von Navajo-Indianern organisiert und durchgeführt wird. Der Canyon gehört zum Navajo-Reservat, und nach der Flashflood von 1997 mit 11 Toten finden nur noch geführte Touren statt, die man allerdings unbedingt vorher im Internet buchen sollte – gerade, wenn man nur einen Tag dort ist. Ich habe Wochen vorher bei vier Tour-Anbietern für diesen Tag geschaut und mit großem Glück den letzten Platz bekommen! Gebucht habe ich hier: http://www.antelopeslotcanyon.com/

Am Eingang zum Antelope Canyon
Der Antelope Canyon ist ein Slot Canyon und besteht aus zwei Teilen – dem Lower und dem Upper Canyon. Ich habe den Upper Canyon besucht, der auch der bekanntere der beiden ist. Vom Treffpunkt in Page geht es im offenen Jeep zunächst zum Eingang des Canyon-Gebietes, von dort aus den Wash (ausgespülte Sandpiste) ca. 2 km bis zum schmalen Eingang. Leider waren erwartungsgemäß sehr viele Menschen dort und das Gedränge entsprechend groß. Unser Fahrer war gleichzeitig der Guide im Canyon und führte uns in relativ hohem Tempo durch den schmalen Felsspalt. Jedoch nahm er sich ausreichend Zeit, um die schönsten Fotomotive zu zeigen und die einzelnen Felsformationen sowie deren Namen zu erläutern. Da gab es „The Wave“ oder auch das „Tadsch Mahal“. Es war wahnsinnig beeindruckend, bizarr und atemberaubend schön. Unser Guide nahm uns auch mal die Kamera aus der Hand und fotografierte die schwer erreichbaren Motive gleich selbst… Für mich hätte die Tour gern länger sein können und weniger voll, aber der bleibende Eindruck ist gewiss! Grandios, diese Formen, und der Lichteinfall!

Antelope Canyon

Antelope Canyon

Am Ausgang des Canyons
Monument Valley – ein Traum wird wahr
Nachdem ich abends mit den Bilder des Canyon im Kopf und mit Hilfe eines der unglaublichen Margaritas sehr schnell eingeschlafen bin (In Page sind die Margaritas der Brüller! Riesengroß und wahnsinnig gut gemixt!), ging es am nächsten Morgen weiter ins Monument Valley. Die Fahrt dorthin dauert von Page aus nicht lange, in gut zwei Stunden war ich dort. Ich erreichte das monumentale Tal schon gegen 11 Uhr und fuhr erstmal zum Info-Point. Dort gibt es das Visitor Center, einige Navajo-Shops mit Schmuck etc. sowie die Möglichkeit, geführte Touren durchs Tal zu buchen – und genau das war mein Ziel: Ich wollte auf dem Pferderücken durchs Monument Valley reiten. Und tatsächlich – mein langjähriger Traum wurde wahr! Der Beitrag dazu folgt in Kürze, das würde jetzt hier den Rahmen sprengen…

Einer der legendären Margaritas in Page…
Da ich meine gebuchte Unterkunft („Goulding´s Lodge“) erst am Nachmittag beziehen konnte, entschied ich mich, in den Nationalpark hineinzufahren und mich schonmal umzusehen. John Wayne und die alten Westernklassiker fallen einem unmittelbar ein, denn die Kulisse ist unbeschreiblich! Da stand ich nun, am Schauplatz unzähliger Filme, inmitten riesiger Felsmonolithen, wie man sie nur aus dem Fernsehen kennt, und staunte…
Es gibt ein von Navajo erbautes und betriebenes Hotel („The View“), das sich im Reservat befindet und natürlich ausgebucht war. Doch mit meinem Apartment in „Gouldings Lodge“ (quasi gegenüber außerhalb des Reservates) war ich mehr als zufrieden und kann dieses trotz saftiger Preise, die einem die Tränen in die Augen treiben, sehr empfehlen (Beitrag folgt!).
Auf dem Valley Drive im Schneckentempo durch’s Tal
Vom Hotel aus führt der „Valley Drive“ auf einem Rundkurs durch das Tal, und obwohl ich zuvor in anderen Blog gelesen hatte, dass von einer Fahrt mit dem Mietwagen abzuraten sei, entschied ich mich dafür – und bereute es nicht! Wenn man ein einigermaßen versierter Fahrer ist und nicht gerade mit einem Ferrari unterwegs ist, kann man die Tour durchaus mit dem Mietwagen fahren, ein Geländewagen oder SUV ist meiner Meinung nach nicht nötig. Der Valley Drive besteht aus teils befestigten, teils sandigen Wegstücken, die streckenweise stark von Schlaglöchern durchsetzt sind – das muss man halt wissen und dann entsprechend langsam fahren. Das betrifft aber nicht die ganze Strecke. Ich habe für den „Standard“-Rundkurs etwa drei Stunden gebraucht, inkl. vieler, vieler (!) Fotostops und Pausen an den Navajo-Ständen, von denen es einige im Tal gibt und die neben Getränken und Imbiss auch Navajo-Schmuck anbieten.
Unterwegs kamen mir die Geländewagen der geführten Touren entgegen und ich war froh, in meinem geschlossenen, klimatisierten Wagen zu sitzen. Die Leute hatten Tücher vorm Gesicht, um sich vor dem Staub und der Sonne zu schützen – Probleme, die ich nicht hatte! Außerdem waren die Touren unheimlich teuer, sodass ich es nicht bereut habe, selbst gefahren zu sein, zumal ich wirklich überall anhalten konnte, wo und wie lange ich wollte.
Unglaubliche Ruhe und ein traumhafter Sonnenuntergang
Das Monument Valley hat mich auch abends begeistert, als die Sonne unterging und die Schatten an den Felsmonolithen emporkrochen. Vor allem war es aber diese unglaubliche Stille im Tal, von der ich noch heute schwärme. Abgesehen von meinem wunderbaren Ausritt nahm ich vor allem den Eindruck des Friedens und der Ruhe und Majestätik dieses Naturwunders mit nach Hause.

Monument Valley
Wie es auf meinem Roadtrip nach dem Monument Valley weiterging, erfahrt ihr im 2. Teil des Beitrags, der hier bald erscheint – bleibt dran!
Hier die Karte meines Roadtrips:
Tipps:
- Ausreichend Wasser im Auto mitnehmen, bei allen Aktivitäten viel trinken und an Sonnenschutz denken- die Sonne ist unbarmherzig, im Monument Valley waren es fast 40 Grad.
- Hotels möglichst vorher buchen (z.B. über http://www.booking.de) , wenn man ein enges Zeitfenster hat wie ich – erspart abends unnötiges Suchen und man kann die Preise besser vergleichen.
- Bei den meisten Mietwagen ist keine Versicherung für Glas, Boden, Dach und Reifen beinhaltet – bei einer Fahrt durchs Monument Valley sollte einem dieses Risiko bewusst sein oder man bucht vorher die Versicherung dazu.
- Tägliche Streckenlänge nicht zu hoch ansetzen – ich bin max. 5 Stunden gefahren, um vor Ort noch ausreichend Zeit für Besichtigungen und zum Entspannen zu haben.
- Im Monument Valley gibt es nur zwei Hotels – rechtzeitig buchen!
- Geführte Touren im Antelope Canyon auch vorher rechtzeitig buchen wegen der großen Nachfrage – vor Ort ist übrigens die Mitnahme einer Wasserflasche Pflicht.
- „Kulinarisch“ für den Zwischenstopp kann ich „Wendy’s“ empfehlen – die Burger schmecken für mir dort viel besser als bei McDonalds&Co. …
- Die Eintrittsgebühr für den Lake Powell im Glen Canyon Nationalpark (Marina „Wahweap“) gilt auch an der zweiten Marina („Antelope Point“ nordöstlich von Page) – dort an der Schranke einfach die Eintrittskarte vorzeigen.
- Unbedingt in Page die Margaritas probieren – sensationell! Direkt unterhalb des „Best Western Plus At Lake Powell“ gibt es ein Steakhouse (am Rimview Drive), von dessen Terrasse man einen sensationellen Blick auf den Sonnenuntergang über dem Grand Canyon Plateau hat!
Herzliche Weltenbummelgrüße von Karo
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